Zum Zusammenhang zwischen Myoarthropathien des Kausystems und Ohrenbeschwerden (Otalgie, Tinnitus)

Abstract

In der (zahn)medizinischen Literatur wird seit langem über einen möglichen Zusammenhang zwischen Myoarthropathien (MAP) des Kausystems und Otalgien bzw. Tinnitus gemutmaßt. Ziel dieses Beitrags ist es, den aktuellen Stand zu dieser Frage darzustellen. Eine Analyse relevanter, zwischen 1947 und 1996 veröffentlichter Studien zeigt, daß in dem überwiegenden Teil der Untersuchungen von einer relativ hohen Prävalenz von Ohrenschmerzen bzw. Ohrgeräuschen bei MAP-Patienten berichtet wurde. Eine kausale Beziehung konnte bislang allerdings nicht hergestellt werden. Auch bleiben Erklärungsversuche, die das gleichzeitige Auftreten von MAP- und Ohrsymptomen, vor allem Ohrgeräuschen, auf eine gemeinsame Ursache zurückführen, spekulativ. Zu berücksichtigen ist, daß ein zufälliges Zusammentreffen von MAP- und auralen Symptomen aufgrund ihrer weiten Verbreitung möglich ist. Ein methodischer Schwachpunkt der meisten Studien besteht in der Nichtberücksichtigung von Vergleichsgruppen. Behauptungen zur Wirksamkeit bestimmter zahnärztlicher Maßnahmen für die Behandlung von Otalgien und Tinnitus bei MAP-Patienten finden angesichts fehlender prospektiver, kontrollierter und randomisierter Untersuchungen bislang wenig Unterstützung. Speculations concerning a possible association between temporomandibular disorders (TMDs) and ear symptoms of otalgia and tinnitus have been made in the dental and medical literature for a long time. Current understanding of this association is reviewed. An analysis of relevant studies published between 1947 and 1996 shows that a relatively high percentage of TMD patients reported the presence of ear pain and noise. However, a cause-effect relationship has not been established to date. Theories that try to explain the concurrence of TMD symptoms and ear symptoms (particularly tinnitus) by a common underlying cause remain speculative. It has to be taken into consideration that due to their high prevalence, TMDs and ear symptoms in a given patient may be present by chance alone. A methodological weakness of most of the studies available is the fact that control groups were not considered. Owing to the lack of prospective, controlled, and randomized studies, statements regarding the effectiveness of certain dental measures for the treatment of otalgia and tinnitus in TMD patients are not well supported.